Quarta 1957. Er wurde von allen nur Schummel genannt. Warum das so war, kann man sich ja denken. Ich kann mich gut daran erinnern, dass er mindestens einen Kopf größer war als wir anderen. Das machte nicht nur auf uns einen großen Eindruck sondern auch auf einige unserer Lehrer. Wohl dem, der Schummel zum Freund hatte.
Neben ihm saß Uwe, der nun seinerseits recht klein ausgefallen war. Er war still, zurückhaltend und wäre nie auf die Idee gekommen, den Unterricht zu stören- ganz im Gegensatz seinem Nachbarn.
In diesem Jahr hatten wir als zweite Fremdsprache Latein hinzu bekommen. 1957 gab es an der KKS zu wenige Lateinlehrer und so musste man ältere, bereits pensionierte Lehrer wieder reaktivieren. Und einen solchen bekamen wir. Herr Tietze stammte aus Goslar, hatte die 70 bereits längst überschritten, war recht schmächtig, hatte eine Glatze und war ein äußerst liebenswürdiger älterer Herr. Und das war sein Problem. Er war eben zu liebenswürdig für eine Horde von Quartanern - übrigens war die KKS zu der Zeit ein reines Jungen-Gymnasium.
Schummel hatte bereits damals seine Größe, war von Statur aber um einiges kräftiger. Das brachte natürlich einige Probleme mit sich. Er ließ keine Gelegenheit aus, sich während des Lateinunterrichts den einen oder anderen Spaß zu erlauben. Das störte natürlich auch Herrn Tietze und er hätte das gerne unterbunden.