Europa - wir kommen!
Kaiser-Karl-Schule erhält von Bildungsministerin Britta Ernst offiziell den Titel Europaschule.
Sie stehen unter Feuer. Ist Europa ein unbegrabener Leichnam? Wie wäre es mit einem Europa der Menschen statt der Eliten? Warum läuft es in der Flüchtlingskrise so mühsam? EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker und Martin Schulz, Präsident des Europaparlaments, winden sich, sprechen von „extrem komplexer Problemstellung“ und bitten um Geduld. Doch die haben die Fragesteller nicht.
Cansu Kurt und Marc Kramhöft spielen in der Aula der Kaiser-Karl-Schule die hartnäckigen Journalisten, Maximilian Buss als Schulz und Leon Anders als Juncker die Politiker. Zueinander finden sie nicht – die EU bleibt eine abgehobene, abstrakte Institution. Genau diese Wahrnehmung will die KKS jetzt auch mit offiziellem Siegel ändern: Seit gestern ist sie die erste Europaschule im Kreis.
Die Urkunde überreicht Bildungsministerin Britta Ernst (SPD) und lobt die vielen Aktivitäten rund um Europa von Projekten bis zum Schüleraustausch, die es an dem Gymnasium längst gibt. Die europäische Grundidee von der Einheit in der Vielfalt und die damit verbundenen Werte brauchten immer wieder Multiplikatoren – dabei sei die KKS vorbildlich für andere Schulen und weitere Teile der Gesellschaft.
Dies sei mit dem Titel Europaschule nicht zu Ende, sondern werde weiter verstärkt, sagt Schulleiter Hartmut Blank. Das aktuelle Europa beschreibt er als kraft- und ideenlos, „leider wird es heute mehr verwaltet als gestaltet“. Das Ziel der KKS: „Die Schüler sensibilisieren für das, was sich hinter Europa verbirgt oder nicht verbergen soll.“ Dieses habe als große Stärke „die Kraft zusammenwirkender Vielfalt“. Informationen und Kontakte bauten Vorurteile ab, betont auch Bürgermeister Andreas Koeppen: „Man versteht die Dinge am besten, indem man sich mit ihnen beschäftigt.“
Und handelt dann vielleicht selbst. Nach dem Gespräch mit den EU-Politikern sagt Schülerin Cansu Kurt: „Ich bin mehr denn je überzeugt, dass die nächste Generation die Sache so schnell wie möglich in die Hand nehmen muss. Europa – wir kommen!“
von Lars Peter Ehrich, NORDDEUTSCHE RUNDSCHAU VOM 8.11.2015