Faszinierend – großartig – anders

Der Kulturförderpreis des Kreises für eine Schultheatergruppe? So manchem mögen da Zweifel kommen, wenn er an holprige Aufführungen mit nuschelnden Schauspielern und schrägen Orchesterklängen denkt. Doch so etwas hat es in der 40-jährigen Geschichte der Theatergruppe der Kaiser-Karl-Schule (KKS) in Itzehoe nie gegeben. Lehrerin Doris Brandt-Kühl (65) arbeitete mit ihren Schülern stets auf hohem, nahezu professionellem Niveau, wie alle Redner und Juroren bei der Verleihung des Kulturförderpreises im pädagogischen Zentrum in Itzehoe bestätigten.

Preisträger, Ehrengäste und offizielle Vertreter: (vorn, v. li.) Landrat Torsten Wendt, Kreispräsident Peter Labendowicz, Jury-Vorsitzende Dr. Anita Chmielewski, Itzehoes Bürgermeister Dr. Andreas Koeppen, Preisträgerin Doris Brandt-Kühl und Laudator Jörn Thießen umgeben von der KKS-Theatergruppe in Kostümen aus Shakespeares „Sommernachtstraum“.

Allen voran lobte der ehemalige SPD-Bundestagsabgeordnete Jörn Thießen als Laudator die „faszinierende Arbeit“, die Brandt-Kühl in den vergangenen Jahrzehnten geleistet habe. In einer humorvollen und kurzweiligen Rede gab er Einblicke aus erster Hand in das Wirken der Theatergruppe, in der er einst selbst mitspielte. Seine erste Rolle als Kammerdiener Achilles in „Romulus der Große“ habe darin bestanden, „möglichst stilvoll auf der Stelle zu wackeln und freundliche Kurz-Antworten zu geben“. Thießen ergänzte: „Das kann ich bis heute.“ Er lobte Brandt-Kühls Konzept einer „klugen und aufgeklärten Pädagogik“ sowie ihr Einfühlungsvermögen: „Doris Brandt-Kühl arbeitet mit Menschen zusammen, die sie in ihrem ganzen Wesen und Dasein ernst nimmt. Ich lernte nicht, indem sie mich etwas lehrte, sondern indem wir zusammen lernten.“

Nickend bekundeten die Schüler, die heute in dem Ensemble spielen und die auf den Zuschauerrängen weilten, ihre Zustimmung. „Die Theatergruppe ist großartig“, sagte Annina Boneß (18) im Gespräch mit unserer Zeitung. Sie opfere gern ihre Freizeit. Die junge Schauspielerin spielt in Shakespeares „A Midsummernight’s Dream“, das aktuell zum Repertoire der Gruppe gehört, die Rolle des Puck. Im Rahmen der Preisverleihung brachte die Gruppe einige Szenen aus der Komödie auf die Bühne, in der der Chor moderne Schlager wie Abbas „Mamma Mia“ oder „Let’s Twist Again“ anstimmt. 

Unserer Inszenierung ist „so anders“ kommentierte Doris Brandt-Kühl selbst, die ihren Theaterstücken stets eine eigenwillige Marke verpasst. Insgesamt 380 Schüler, Studenten und Erwachsene hätten mit ihr in den vergangenen 40 Jahren Stücke auf die Bühne gebracht. Ihnen allen dankte die Französisch- und Russischlehrerin, die seit vergangenem Jahr im Ruhestand ist, aber weiterhin die Theatergruppe betreut. Mit der Verleihung des Preises falle ihr „ein Felsbrocken“ vom Herzen. Denn das Preisgeld von 4000 Euro stelle die Fortsetzung des Austauschprogrammes mit den USA sicher, an dem sich die Gruppe seit 20 Jahren beteiligt. 

Der Kulturförderpreis des Kreises Steinburg wird alle fünf Jahre an engagierte Künstler verliehen. Eine Jury aus Kreispolitikern und fachkundigen Künstlern kürt den Preisträger. In diesem Jahr hatte sie aus 40 eingereichten Vorschlägen zu wählen. Neun seien in die engere Auswahl gekommen, wie Jury-Vorsitzende Dr. Anita Chmielewski verriet. Am Ende sei das Votum einstimmig gewesen. „Es gab keine Diskussionen. Doris Brandt-Kühl und die Theatergruppe der KKS haben seit Jahrzehnten auf ihrem Gebiet der darstellenden Kunst Großartiges aufzuweisen.“

NORDDEUTSCHE RUNDSCHAU VOM 15.1.2015

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