Rundschau inter­viewt Schü­ler zur Land­tagswahl

Abstimmen über die eigene Zukunft

Christopher Rumpf ist sich schon sicher, Rebekka Koch und Laura Asmus wissen noch nicht genau, wo sie ihr Kreuz machen. Dass sie ein Kreuz machen, steht für die 16-Jährigen von der Kaiser-Karl-Schule (KKS) allerdings schon fest: Alle drei gehen am Sonntag, 7. Mai, zur Landtagswahl. Die Absenkung des Wahlalters von 18 auf 16 Jahre macht es möglich, dass die drei Jugendlichen zum ersten Mal abstimmen dürfen.

Eine gute Entscheidung, finden sie selbst. „Wir sind die Arbeiter von morgen und möchten über unsere Zukunft entscheiden“, sagt Rebekka. 16 sei ein Alter, in dem man sich viele Gedanken um seine Lebensplanung mache. „Und je früher man an die Politik herangeführt wird, desto größer ist das Interesse“, ergänzt Christopher.

Alle drei möchten später einmal studieren, deshalb interessiert sie bei der Landtagswahl vor allem das Thema Bildung. Allerdings müssten auch die Rahmenbedingungen stimmen, sagt Rebekka: „Wenn wir studieren, dann gehen wir in die größeren Städte.“ Dort spielten dann natürlich auch Mietpreise und Verkehr eine wichtige Rolle. „Eine Mietpreisbremse finde ich ganz sinnvoll“, sagt Laura. Verkehrswege müssten ausgebaut werden. „Aber man sollte nicht zu viel Gewicht auf die Straßen legen. Auch Bus und Bahn müssen besser werden“, fordert Christopher.

Alle drei gehen in die zehnte Klasse. Mit Blick auf den bevorstehenden Wechsel in die Oberstufe interessiert sie die Dauer der Schulzeit bis zum Abitur, über die auch die Landespolitiker im Moment wieder einmal streiten. G8 oder G9 lautet die Frage, auf die die Schüler eine klare Antwort haben: „Ich finde G9 besser“, sagt Rebekka, die von der Gemeinschaftsschule auf das Gymnasium wechselte und damit den neunjährigen Weg geht. Mit 18 sei man noch viel zu jung, um das Abitur zu machen. „Und das können wir in unserem Alter ja wohl am besten beurteilen.“

Kritik üben die Erstwähler an dem Personenkult, der ihrer Meinung nach im Wahlkampf betrieben wird. „Mir ist wichtiger zu wissen, was die Parteien machen, anstatt, wer das macht“, sagt Laura. Rebekka ergänzt, dass viele ihrer Freunde nur die Kandidaten, aber nicht die Inhalte kennen würden. „Die Parteien sollten mehr Informationen verteilen, anstatt nur große Plakate aufzuhängen.“

Was Spitzenkandidaten und Parteien angeht, sind die Jugendlichen gut informiert. Teils haben sie sich im Politik-Unterricht mit der Landtagswahl beschäftigt, teils zu Hause Erklärvideos im Internet geschaut und die Fragen im „Wahl-o-mat“ beantwortet. „Da habe ich auch nochmal einige kleine Parteien entdeckt, die ich vorher noch nicht kannte“, so Laura.

Für die Wirtschafts- und Politiklehrerin der drei, Sarah Hodum, steht schon seit einigen Wochen die Landtagswahl im Mittelpunkt des Unterrichts. Kämpft sie dabei gegen die Politikverdrossenheit der Schüler an? „Nein, zumindest am Gymnasium kenne ich so etwas überhaupt nicht.“ Die Schüler stellten schnell fest, dass sie selbst von den politischen Themen betroffen seien, wie zum Beispiel im Fall der Diskussion um G9. Die Absenkung des Wahlalters ist für Hodum ein richtiger Schritt: „Das macht es mir einfacher, mit den jungen Leuten über die Wahl zu sprechen, weil sie näher dran sind.“ Da ist sie sich mit ihren Schülern einig.

Sollte man noch weitergehen und demnächst auch 14-Jährige zur Wahl zulassen? „Nein, mit 14 ist man noch zu kindlich. In dem Alter habe ich mich noch nicht mit Politik beschäftigt“, sagt Rebekka, und Laura stimmt ihr zu. Christopher ist anderer Ansicht und findet, dass man auch bei 14-Jährigen schon Interesse für Politik wecken sollte: „Wer noch nicht wählen will, der kann ja zu Hause bleiben.“

Michael Althaus

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