Wie Qualität in die Kunst kommt
Kaiser-Karl-Schule: Fünf Workshops sorgen für Aha-Erlebnisse bei Oberstufenschülern
Fotos: Knoop
Vier weitere Angebote einer Kostümbildnerin, eines Musikers und von zwei Schauspielern runden das Oberstufen-Projekt im Rahmen der Kulturschule ab. „Wir arbeiten auch im normalen Deutsch-Unterricht mit Theaterbezug, Museumsbesuchen und Exkursionen. Diese Projekte führen nun noch konzentrierter Künstler und Schüler in der szenischen Arbeit und Umsetzung von Texten zusammen“, erläutert Oberstufenleiterin Sabine Schramm. Alle Dozenten wurden aus dem Preisgeld in Höhe von 5000 Euro finanziert, das die KKS bei der Ernennung zur Kulturschule vom Land erhalten hatte.
Im Puppenspieler-Workshop hat sich jeder zu Beginn eine Puppe ausgesucht und stellt sie in der ersten Runde mit all ihren Eigenschaften vor. Danach gibt es einen improvisierten Reigen im Single-Club: Zwei treffen aufeinander, machen sich bekannt und ziehen danach weiter zum nächsten. Mal passt es, und die beiden verabreden sich für später, mal ist von Anfang an klar, dass das Treffen das letzte sein wird: Beispielsweise „Hildegard, 58, aber noch ganz frisch“ und Albert mit der „zerzausten Einstein-Frisur“ – das kann nichts werden, aber knistern darf es kurzzeitig. „Alle Figuren haben eine Spannung zueinander, wie im richtigen Leben“, sagt Heike Klockmeier.
Beim Lutzhorner Musiker Ralf Steinhauer soll eine Theaterszene mit Schlagzeug und Percussion-Instrumenten umgesetzt werden. Konzentriert verdichtet die Gruppe einen Dialog und vollzieht ihn anschließend nur mit Instrumenten nach. „Ich hätte nicht gedacht, dass das so intensiv wird“, bewundert ein Schüler Steinhauers Beharrungsvermögen. Wieder und wieder wird eine Äußerung angespielt, bis alle zufrieden sind.
Auch der Hamburger Regisseur und Schauspieler Sebastian Dunkelberg lässt seine Gruppe so lange lesen und sprechen, bis die Charaktere verinnerlicht sind. Bei Silke von Patay fertigen die Teilnehmer Mieder aus Pappe an und vollziehen die Sittengeschichte des 19. Jahrhunderts nach, während Daniele Nese mit seinem Team einen Prosatext in eine dramatische Form umsetzt: Text lesen, verdichten, sich davon lösen und freischwimmen, dann den neuen Text sprechen und spielen. Auch hier ist das Ergebnis nach vier Stunden konzentrierter Arbeit spürbar professionell.
Die Teilnehmer sind stärker gefordert als sonst im Schulalltag – aber sie erfahren, wie Künstler nach Qualität streben. „Wenn wir das nächste Mal ins Theater gehen, werden wir die Details einer Inszenierung viel mehr würdigen“, ist nicht nur einmal zu hören. Auch andere Stimmen zeigen den Aha-Effekt: „Wir dachten immer, dass vieles Zufall ist, was auf der Bühne passiert.“