Ran an die Farben!

Freiheit ist schwer, Freiheit kann weh tun. Diese Erfahrung machten die Schüler der 11sw in ihrem dreitägigen Kunstprojekt. Welche Freiheit? Der Künstler und Architekturprofessor Henning Haupt vermittelte ihnen, wie Farbe und Raum in der Kunst voneinander abhängen.

Anfangs ließ er viel Freiheit beim Ausprobieren verschiedenster Techniken: tuschen, kreiden, zeichnen, malen, tupfen, pinseln, kleben, spachteln, kratzen. So kamen Acrylfarbe, Tinte und Tusche, unterschiedliche Pinsel, Rollen, Schwämme, Kreppband und Spachtel zum Einsatz.

Der Künstler wurde vor 32 Jahren in demselben Kunstraum wie die jetzigen Schüler unterrichtet. Nun wird er selbst zum Anleiter und bringt den Schülern bei, dass „malen nicht denken und denken nicht malen“ ist. Die Farben bewegen sich auf den Betrachter zu. Deshalb heißt die Devise: „Traut euch an die Farben ran!“ Henning Haupt „baut Bilder“, wie er es selbst beschreibt. Denn er kommt von der Architektur und versucht, den dreidimensionalen Raum in seinen Bildern erfahrbar zu machen.

Amerikanischer Stil

Eigentlich lebt Henning Haupt in Florida, wo er in Fort Lauderdale sowohl als Maler als auch als Professor für Architektur tätig ist. Über die Landesinitiative "Schule trifft Kultur - Kultur trifft Schule" schaffte es Gabriele Knoop, selbst Lehrerin der Kaiser-Karl-Schule, den in Amerika bereits etablierten Künstler Henning Haupt für das Projekt an die Schule zurückzuholen. Er bringt den amerikanischen Stil des Unterrichtens mit, lässt seine Gruppe viel ausprobieren und animiert sie mit konstruktiven Verbesserungsvorschlägen.

Das Amerikanische kommt auch in den Ratschlägen durch: "From chatting to talking", rät er Johannes, was meint, dass dieser seine grobes Konzept konkretisieren soll. Zu Maria sagt er: „All over the place.“ Sie soll sich auf weniger Farben und Formen beschränken. Auch vor Kritik scheut Haupt nicht zurück, denn er erwartet einen offenen, gegenseitigen Umgang mit den Schülern. Das unterscheide die deutsche Gesellschaft von der amerikanischen. Dort gehe man Kritik aus dem Weg, erläutert er seine Erfahrungen im Land der unbegrenzten Möglichkeiten.

Kopf abschalten

Bei den Schülern treibt er den Prozess des Verdichtens in den Bildern voran, indem er gelungene Partien herausstellt. In der nächsten Arbeitsphase heißt es: „Treibt es noch mehr auf die Spitze“, „haucht dem Bild bei aller Systematik mehr Leben ein“. Denn beim Malen selbst gehe es dann darum, den Kopf abzuschalten, ergänzt Kunstlehrer Stefan Freiwald als Kursleiter. Vorab Entscheidungen zu treffen ist nun die Losung, statt einfach loszumalen. Das war vorab das Ziel, als es nur darum ging, verschiedene Techniken auszuprobieren und seinen eigenen Stil zu finden.

Mit Farben Kante zeigen!

Maria, Anna und Manuel sollen nun „zum Hübsch mehr Kante zeigen“. Andere sollen die „Leichtigkeit technisch kräftiger machen und dennoch im Ausdruck beibehalten.“ Alle arbeiten mittlerweile in Gruppen und müssen sich nun mit ihren einzelnen Technikschwerpunkten zusammenraufen. Nun kommt auch die Leidensphase, denn es geht ums Konzentrieren und auf die Spitze treiben. Die einzelnen Handschriften gehen in der Gesamtkomposition auf.

"Inspirierend, abwechslungsreich, spannend, aber auch anstrengend"- so beschreiben die Schüler der 11sw die dreitägige intensive Erfahrung. Dass das Projekt, das vom Land, der Mercator-Stiftung und den Ehemaligen der KKS gefördert wurde, erfolgreich war, zeigt sich an den Ergebnissen: Im Lauf der drei Tage sind viele großformatige farbbetonte Werke entstanden. Die Endarbeiten unterscheiden sich stark voneinander. Die letzte Reflexionsphase ergibt, dass nicht immer an der zuvor eingeübten Technik festgehalten wurde, was sich in vielfältiger Weise auf die Werke auswirkt, da laut Henning Haupt die „Schönheit eine Mischung aus etwas Bekanntem und etwas Unbekanntem“ ist.

Die Schüler und Schülerinnen der 11sw bedanken sich auf diesem Weg bei Gabriele Knoop, Stephan Freiwald und Henning Haupt für die anregenden, lehrreichen Projekttage.

Thies

Credits und Film

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Die Schülerinnen und Schüler der 11sw, die für die Oberstufe Kunst gewählt haben, experimentierten mit Farben und Techniken. Eine kleine Gruppe aus dem Musikkurs verfolgte diese Aktivitäten der Klasse mit Kamera und Schreibblock. So entstanden viele Fotos (Maja) sowie Berichte für diese Homepage (Thies), für die Schülerzeitung (Cara) und die Norddeutsche Rundschau (Carolin) – außerdem ein kleiner Film (Thorge, Paul), für dessen Zwischentitel die Musik die Anregungen lieferte.