Feierstunde am Mahnmal in Itzehoe
Am 8. September 2021 sind in an den Malzmüllerwiesen unter sonnigem blauen Himmel Trompetenklänge zu vernehmen. Am Ende der Gedenkveranstaltung streckt Michael Legband die Hände gen Himmel und sagt: „Gyula, ich hoffe es hat dir gefallen.“ Wir, Schülerinnen und Schüler des Q2-Jahrgangs und Frau Noack, sind uns sicher, dass die wohlorganisierte und emotionale Gedenkfeier „75 Jahre Mahnmal“ dem Initiator des Mahnmals ganz sicher gefallen hätte.
Neben den Worten Michael Legbands, Organisator und Moderator der Feierstunde, beeindruckte und bewegte uns alle besonders die Rede der Kinder des Holocaust-Überlebenden, Katharina und Markus Trebitsch. Markus Trebitsch erklärte unter Tränen, dass er sich am meisten über die Beteiligung der Schülerinnen und Schüler an der Gedenkfeier freue und dass das Erreichen der Jugend das oberste Ziel seines Vaters gewesen sei. Er bedankte sich dafür bei den anwesenden Schülerinnen und Schülern.
Einen Tag zuvor hatten wir das Glück, Michael Legband für einen Vortrag in der Q2 gewinnen zu können.
„Warum gerade Itzehoe?“ Die absolut berechtigte Frage der Schülerin Malin bringt Michael Legband ein wenig zum Schmunzeln. „Das war reiner Zufall“, antwortet der Kieler Journalist und Buchautor. Der in Budapest geborene Gyula Trebitsch sei nach seiner Befreiung am 2. Mai 1945 aus dem Konzentrationslager Wöbbelin von einem britischen Sanitätstransport ins Itzehoer Krankenhaus verlegt worden. Nach seiner Genesung habe es sich Trebitsch neben seinem kulturellen Engagement in der Störstadt – er führte zwei Kinos – zur Aufgabe gemacht, an den Holocaust und die Opfer des NS-Regimes zu erinnern.
In diesem Zusammenhang sei auch das Mahnmal entstanden, welches als das erste in Deutschland und eines der erste in Nordeuropa eine besondere Vorreiterrolle einnehme. Legband erzählt mit anerkennendem Ton eine weitere Episode seiner Begegnungen mit Gyula Trebitsch, welcher in Itzehoe zu Gast war. „Er hat mich so laut angeschrien, so hatte seit der Bundeswehrzeit niemand mehr mit mir gesprochen. Er war fürchterlich wütend.“ Grund für die Wut sei die Verdrängung des Mahnmals im Jahre 1957 in den abgelegenen Stadtpark gewesen, die schließlich 1995 rückgängig gemacht wurde. „6.000.000 Menschen. Wie viele Einwohner hat Itzehoe? Ca. 30.000?“ Das wären also 200 Städte in der Größe Itzehoes.
„Sie können tausend Bücher über den Holocaust lesen. Erst wenn man mit jemandem spricht, der seine eigene Geschichte erzählt, dann versteht man diese Geschichte wirklich“, erläuterte Legband. Er habe diese Erfahrung in einem sehr emotionalen Gespräch mit Trebitsch gemacht, als dieser ihm von seiner Zeit im KZ und dem Tod seines Bruders erzählt hatte.
Die Schülerinnen und Schüler konnten an diesem Dienstag etwas von dieser Intensität mitbekommen. „Für eine gute Sache stehe ich gern mal so früh auf“, sagte Legband mit einem Lächeln, der angab Journalist geworden zu sein, um nicht so früh aufstehen zu müssen.
Vielen Dank, Herr Legband, für den sehr informativen und emotionalen Vortrag, die Diskussion und die Einblicke in Ihre eigene spannende Lebensgeschichte.