Filmfestival im M.1: Die Film-AG der KKS
Die Film AG der KKS und ihr Umfeld (1964 – 2002) – Filmgeschichte, Legenden & Gucklöcher in ein vergangenes Itzehoe
Filmfestival im M.1, Hohenlockstedt, 16. – 19. November 2017
Selbstgedrehte Western und Superman-Filme, die Itzehoer Schülerschaft in wilder Empörung im APO-Jahr 1968, Klassenfahrten, Zeichentrickfilme, aber auch Berichte zum Tagesgeschehen und ambitionierte Kurzfilme, die bei nationalen und internationalen Festivals Preise gewannen – vor gut 50 Jahren war die „Film-AG“ der Kaiser-Karl-Schule ein sehr erfolgreiches und vielfältiges Schulprojekt.
Daran und an das anschließende, professionelle Filmschaffen vor allem der AG’ler Rainer Boldt, Helmut Wietz und Axel Brandt will ein kleines Festival erinnern, das der Filmclub Extra in Zusammenarbeit mit der Filmwerkstatt Kiel vom 16. bis 19. November im M.1 der Arthur Boskamp-Stiftung in Hohenlockstedt veranstaltet. Organisator Christian Meurer* hat ein gutes Dutzend Beteiligte der von 1965 – 1973 existierenden Arbeitsgemeinschaft ausfindig gemacht. Was an Filmmaterial noch verwertbar war und das nachfolgende professionelle Filmschaffen zeigt jetzt ein viertägiges Programm. Viele der Filme sind vor 40 – 50 Jahren zuletzt gezeigt worden.
Eine besondere Rarität lag in einem Karton im Keller eines Hauses im brandenburgischen Teltow: Ein Zwanzig-Minuten-Dokument, mitunter farbig, filmte AG‘ler Wilfried Glaner Ende Mai 1968 während der Schüler-Demonstrationen gegen die Notstandsgesetze – ein Hauch von Woodstock beim Sit-In im Prinzeßhof. Weitere Filme portraitieren die Itzehoer Gruppe der DKP-Jugendorganisation SDAJ oder zeigen einen Umzug der Anfang der 70er kurzfristig aufgekommenen urchristlichen Hippie-Sekte, „Jesus people“ in Itzehoe.
Einige Mitglieder der AG wechselten ins Profi-Lager und studierten nach dem Abitur an der Berliner Film- und Fernseh-Akademie. Auch diese Filme werden vorgestellt, so die des kürzlich verstorbenen Hohenlockstedter Rainer Boldt, den später Fernsehserien wie „Neues aus Uhlenbusch“ und „Nicht von schlechten Eltern“ berühmt machten. Ebenfalls bekannt wurde der Kameramann Axel Brandt oder auch Boldts Mitabiturient Helmut Wietz, der später Aktionen des Künstlers Joseph Beuys in New York mit der Kamera festhielt.
Viele dieser Filme sind auch Gucklöcher in ein vergangenes Itzehoe. Das gilt besonders für die Frühwerke Rainer Boldts, der in und um Itzehoe über ein Dutzend Kurzfilme, stilistisch irgendwo zwischen Swinging London und den Cinéasten-Regisseuren Antonioni und Godard, mit schon professionellem 16 mm-Material drehte: Gestochen scharf und zum Teil in völlig unverblassten Farben erblickt man die alte Zuckerfabrik, die Kaserne an der Moltkestrasse oder die alte Tchibo-Filiale als Filmkulissen.
Und auch wer Lehrer von damals wiedersehen möchte, kommt auf seine Kosten: In manchen Filmen wirken sie als Schauspieler mit, ein Streifen zeigt fast das komplette KKS-Kollegium von 1968 zehn Minuten lang nacheinander beim Gang über den Schulhof.
*Da noch weitere Veranstaltungen zu dieser Thematik geplant sind, bittet Christian Meurer Leser, die ihm Auskunft geben können, um Mithilfe: Kennt jemand Angehörige des Anfang der 80erJahre verstorbenen AG-Mitglieds Michael Vogler? Kann jemand Auskunft darüber geben, wo Gaby Falk, seinerzeit Hauptdarstellerin vieler Rainer-Boldt-Filme heute lebt? Hinweise bitte unter Tel. (04826) 2120